Blaue Mauritius – Was ist die wertvollste Briefmarke wert?

Blaue Mauritius – über den Mythos und die einzigartige Anziehungskraft der berühmtesten Briefmarke der Welt

Die Blaue Mauritius ist weder die seltenste noch die wertvollste Briefmarke der Welt. Sie ist lediglich nur “eine” der wertvollsten und seltenen Briefmarken. Ihrer Popularität tut dies jedoch keinen Abbruch. Leidenschaftliche Sammler sehnen sich noch immer danach, das wertvolle Exemplar zu besitzen. Allerdings gibt es sie in der ersten Version nur noch in Museen zu bewundern. Die Rede ist von der Blauen Mauritius, der berühmtesten Briefmarke unseres Planeten.

rote und blaue mauritius auf briefumschlag Collage: Rote und blaue Mauritius auf einem Briefumschlag

Dieser Beitrag geht dem Mythos und der fast magisch anmutenden Anziehungskraft dieses winzigen Stücks Papier auf den Grund und hat eine gute Nachricht für all jene, die sich sehr wünschen, eine Blaue Mauritius ihr Eigen nennen zu dürfen.

Das Objekt der Begierde im kurzen Porträt

Queen Victoria-1882

Quelle: Wikipedia.org – Queen Victoria-Ihr Gesicht ziert die Blaue Mauritius

Die Blaue Mauritius zeigt das Profil von Queen Victoria, die von 1837 bis 1901 Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland war. Es sind lediglich Kopf und Hals der Regentin zu sehen. Der Blick der Queen ist nach links gerichtet. Sie trägt ein Diadem.

Am rechten unteren Rand des königinnenlichen Halses offenbaren sich die Initialen J.B. Sie stehen für Joseph (Osmond) Barnard, der Graveur der legendären Briefmarke. Rundherum sind Worte eingraviert:

  • oben POSTAGE
  • unten TWO PENCE
  • rechts MAURITIUS
  • links POST OFFICE
blaue Mauritius erste Ausgabe

Die blaue Mauritius – erste Ausgabe

Der letztgenannte Teil ist ausschlaggebend für den Mythos, der die Blaue Mauritius immer noch umgibt. Ein guter Moment, um in die Geschichte der in einem tiefen Blau gestalteten Briefmarke einzutauchen.

Die spannende Geschichte der Blauen Mauritius

1840

Mauritius war seit 1810 britische Kolonie und somit also mehr oder weniger verwandt mit Großbritannien und Irland. In den beiden Ländern kamen 1840 die ersten Briefmarken auf den Markt beziehungsweise in Umlauf. Die Verwaltung von Mauritius wollte diesem guten Beispiel folgen. 

1846

die rote Mauritius

Die rote Mauritius

Sir William Gomm, damaliger Gouverneur der Kolonie, erließ am 17. Dezember 1846 eine Verordnung zur Umgestaltung des Postwesens auf Mauritius (Ordinance No. 13). Diese wurde bereits neun Tage später im Regierungsblatt (Government Gazette) veröffentlicht. Im Rahmen der Neuerungen ordnete Herr Gomm die Ausgabe zweier Exemplare an. Eine davon war die Blaue Mauritius, die andere ihre rote Schwester (bekannt als Rote Mauritius). Die rote Version fungierte als Ein-Penny-Marke – für Frankierungen im innerörtlichen Postverkehr von Port Louis, Mauritius’ Hauptstadt; die Blaue Mauritius sollte dem Postverkehr mit der benachbarten Insel Rodrigues sowie mit Übersee dienen. Sie war zwei Pence wert.

Den Auftrag für die Herstellung der beiden Briefmarken vergab James Stuart Brownrigg. Er agierte seit 1843 als Leiter des Postwesens der Kolonie Mauritius. Joseph Osmond Barnard gravierte sowohl die Blaue Mauritius als auch die Rote Mauritius. Als erfahrener Produzent von Visitenkarten stellte die Umsetzung der Aufgabe kein Problem für ihn dar.

1847

Insgesamt kreierte Barnard 500 rote und 500 blaue Marken. Das heißt, ursprünglich gab es tatsächlich 500 Stück der Blauen Mauritius. Bei der Fertigung der Briefmarken war Barnard ziemlich unter Druck. Die in der Kolonie äußerst beliebte Lady Elizabeth Gomm, Sir William Gomms Ehefrau, wollte am 30. September des Jahres 1847 einen Kostümball feiern und die Einladungsbriefe (Ball Covers) mit den neuen Briefmarken verschicken. Da Joseph Osmond Barnard diese auf einer Kupferplatte gravierte, konnte er pro Arbeitsgang nur eine einzige Marke drucken. Der Akt beanspruchte also viel Zeit. Barnard musste sich sputen, um noch rechtzeitig fertig zu werden.

Um den Mythos der Blauen Mauritius zu verstehen, an dieser Stelle ein kurzer Exkurs: Ein Jahr nach der Veröffentlichung der roten und blauen Briefmarken herrschte schon wieder Bedarf für weitere Marken. So entstand die zweite Serie der Mauritius-Briefmarken. Diese unterscheiden sich kaum von den ursprünglichen Ausgaben – abgesehen von einem Detail: Statt POST OFFICE steht linksseitig POST PAID.

Aufgrund dieser Abweichung wurde viele Jahrzehnte lang spekuliert, ob dem Graveur bei der Herstellung der Premieren-Marken in der Eile möglicherweise ein Fehler unterlaufen war – Lady Gomm benötigte die Briefmarken schließlich dringend. Der Legende nach soll Barnard schwerhörig und vergesslich gewesen sein. Man sagte ihm nach, er hätte sich vor dem Gravieren zum Postamt begeben, um sich ein weiteres Mal über den für die Marken gewünschten Text zu informieren. Dabei wäre ihm das Postschild mit der Aufschrift POST OFFICE ins Auge gestochen. Dies hätte ihn dann dazu verleitet, die entsprechende Gravur zu tätigen. Eine alternative Annahme bestand darin, dass Barnard halbblind gewesen wäre und deshalb einen falschen Text gravierte. 

Heute scheint allerdings ziemlich klar, dass all diese Mutmaßungen nicht zutreffen, es also bei der ersten Serie von Anfang an so geplant war, POST OFFICE einzugravieren. Hier fragt sich der Leser vermutlich, wozu all diese Informationen gut sein sollen. Ganz einfach: Die Gerüchte rund um die Entstehung sind hauptverantwortlich für den Mythos der Blauen Mauritius und damit auch ein Grund dafür, weshalb die Briefmarke so populär ist.

Hinweis: Die Beliebtheit und der hohe Wert der Blauen Mauritius haben selbstverständlich auch andere Ursachen. Es handelt sich um eine sehr alte und relativ seltene Marke. Diesen beiden Faktoren sollten Sammler oder Besitzer von Briefmarken Beachtung schenken – sie helfen nämlich bei der Wertermittlung der eigenen Stücke. 

Der Status quo der Blauen Mauritius

Von den insgesamt 500 Exemplaren der ersten Serie sind noch zwölf erhalten. Dennoch bleiben die kostbaren Papierstücke für private Sammler unerreichbar – zumindest, was den eigenen Besitz betrifft. Sie befinden sich nämlich längst in Museumsbeständen. Eine Zahl, die wohl jeden beeindruckt: Der Wert der Blauen Mauritius liegt bei bis zu einer Million Euro, je nach Erhaltungszustand der jeweiligen Briefmarke.

Apropos Erhaltungszustand: Von den verbliebenen zwölf Exemplaren der Blauen Mauritius sind acht gebraucht und vier ungebraucht. Die vier ungebrauchten Ausführungen gehören 

Wer ein Original sehen möchte, sollte demnächst also eines dieser drei genannten Museen besuchen.

Anders verhält es sich mit den Briefmarken der zweiten Serie: Die Blaue Mauritius mit der Inschrift POST PAID ist in Ausnahmefällen noch auf dem freien Markt zu haben. Um an die ebenfalls sehr gefragten Exemplare zu kommen, braucht es regelmäßige Nachforschungen, Kapital und natürlich auch Glück. Umgekehrt haben Besitzer solcher Raritäten die Chance, ihre Briefmarken zu verkaufen und so sehr viel Geld zu verdienen. 

Tscheche erlebte 2016 sein blaues (und rotes) Wunder

Noch einmal deutlich wertvoller als eine originale Blaue Mauritius (der ersten Serie) ist der sogenannte “Bordeaux-Brief”. Er zählt zu den kostbarsten philatelistischen Sammlerstücken überhaupt – und wurde 2016 von einem Tschechen gekauft. Der Name des Mannes sowie der Kaufpreis sind nicht bekannt. Allerdings wird von etwa 3,7 Millionen Euro ausgegangen. Bei der Briefmarkenweltausstellung (15. bis 18. August 2018 in Prag) gibt es wahrscheinlich die Gelegenheit, diesen teuren Brief zu bewundern.

Hinweis: Das Besondere am Bordeaux-Brief ist, dass er sowohl die Blaue Mauritius als auch die Rote Mauritius aufweist.

So einfach lassen sich Briefmarken verkaufen

In Anbetracht der Seltenheit der Blauen Mauritius haben logischerweise nur sehr wenige Sammler das Glück, diese Briefmarke zu besitzen. Allerdings existieren noch viele weitere Marken, deren Verkauf absolut lohnend sein kann. Wie bereits angedeutet, sind mehrere Faktoren ausschlaggebend, wenn es um den Wert einer Briefmarke geht. Folgende Regel unterstützt Sie dabei, Ihre Sammlung richtig einzuschätzen:

Je seltener, älter und “schöner” eine Briefmarke ist, desto mehr Geld kann sie einbringen. “Schöner” bezieht sich auf den Erhaltungsgrad und das Motiv/Design. 

Darüber hinaus bilden auch die Herkunft und geschichtlichen Hintergründe bedeutsame Einflussfaktoren. Die Möglichkeit zur Briefmarken Wertermittlung und zum Verkauf von Briefmarken bietet Catawiki. Es lohnt sich, tiefer in die Thematik des Sammelns sowie des Verkaufens eigener Sammlungen einzusteigen. Tatsächlich sind Briefmarkensammlungen alternative Wertanlagen mit enormem Potenzial. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der vielleicht gerade darüber nachdenkt, sein Briefmarkenalbum wegzuwerfen.